Ruhestand
Ein Pensionär im Ruhestand
(mit 65 Jahren!),
der endlich Zeit und Muße fand,
sich selber zu erfahren,
entdeckte - leider reichlich spät -
den Sinn für Lebensqualität.
Er lebte in den Tag hinein,
verdrängte alle Sorgen,
ließ die Arbeit Arbeit sein
und dachte nicht an Morgen.
Er wähnte sich von Zwang befreit,
frei und ungebunden,
und verbrachte seine Zeit
in Golf- und Stammtischrunden.
Er überließ sich wochenlang
dem sorgenfreien Leben
(mit nie gekanntem Müßiggang)
… doch das ging voll daneben,
weil seine Frau dahinterkam
und ihm die Meinung geigte,
ihm jedwede Freiheit nahm
und seine Pflichten zeigte.
Sie machte ihm mit Nachdruck klar
(offen angesprochen!),
was für ihn Bestimmung war:
Putzen, Waschen, Kochen.
Die große Freiheit war dahin,
bemerkte er verdrossen,
er hatte aber (immerhin!)
das Leben kurz genossen